Vorstellungen überprüfen und gemeinsam eine neue Perspektive finden.
Das Empfinden einer Niederlage – scheitern. Kennen Sie das Gefühl versagt zu haben?
Dahinter steht vielfach: „Ich bin nicht gut genug“. Ein kurzer Satz, doch ein Gedanke der
es in sich hat. Die Kunst des Scheiterns und das daraus resultierende Potential lässt sich
in Begleitung lernen.
Schauen wir zunächst auf die Bedeutung und Verwendung des Wortes „scheitern“: Es kommt aus dem 16. Jh. wo es in der Bedeutung des Schiffbruchs benutzt wurde. Ursprünglich steht es für „in Stücke brechen“. Auch das in Stücke zerteilte Holz, der Begriff Holzscheit lässt sich daraus ableiten. Doch was hat das alles mir zu tun?
Scheitern meint das Ziel, nicht die Person.
In der Politik, in der Wissenschaft oder auch in der Wirtschaft wird die Vokabel umgangssprachlich benutzt, wenn ein gewünschtes Ziel nicht erreicht ist. Von gescheiterten Kanzlerkandidaturen, missglückten Experimenten oder erfolglosen Verhandlungen wird gesprochen. Ein Jurist erklärt die Ehe für gescheitert, wenn er das Scheidungsurteil fällt. Das Paar geht auseinander und damit ist der (Ehe)Vertrag (!) gescheitert. Oder, die Bewerbungen von A, B und C auf eine Arbeitsstelle konnten nicht berücksichtigt werden, da das Unternehmen nur durch Bewerber D seinen eigenen Erfolg für möglich hält. Das Ziel des Unternehmers geht mit der Qualifikation des Bewerbers konform, die drei anderen scheiden für ihn somit aus.
In allen genannten Beispielen geht es um die Sache und nicht um die Person selbst. Es geht um die Zielvorstellung oder Zielvorgabe in der Sache. Zeigen sich die Umstände, die Begebenheiten oder was auch immer dafür nicht dienlich, wird das Ziel somit aller Voraussicht nach nicht von Erfolg gekrönt sein und man wird sich trennen oder scheiden.
Wie sieht es hingegen bei der Einzelperson aus? Nehmen wir mal den Sportler, der sich die Goldmedaille auf die Fahne geschrieben hat und noch nicht einmal aufs „Treppchen“ durfte. Das Spiel von Sieg und Niederlage. Ist er oder sie (in Person) nicht gut genug gewesen? Wie ist es bei der Tochter, die unbedingt den Betrieb der Mutter aufrecht erhalten will und zunehmend rote Zahlen erwirtschaftet? Oder der älteste Sohn, der es nicht schafft, seinen Vater beim Hausbau handwerklich zu unterstützen, stattdessen mehr Schaden als alles andere anrichtet? Die Aufzählung ließe sich weit fortsetzen … Ist das Mädchen, der Junge, die Frau, der Mann gescheitert? Ganz sicher nicht in ihrer/seiner Persönlichkeit sondern in ihrem/seinem Vorhaben, bei dem es um ihre/seine Leistung geht. Immer wieder zu scheitern bzw. sich so zu fühlen kann auch der Anfang sein, sich nach dem Sinn seines Lebens zu fragen. Was zeigt mir mein Misserfolg? Woran bin ich gescheitert?
Begleitung auf dem Weg zur Veränderung,
„Schiffbruch“ zu erleiden bedeutet eine Chance. „Schäden“ können eine Einladung zur Veränderung sein. Aus den einzelnen Teilen wieder ein Ganzes zu machen, nur diesmal anders. Die eigene Vorgabe, die eigene Vorstellung zu überprüfen, sie vielleicht sogar aufzulösen, um dann nur die sinngebenden Teile zusammenzufügen. Von seinem „Umtauschrecht“ Gebrauch machen und neugierig zu sein auf das, was das Leben mit einem vor hat. Psychologische Beratungen oder auch die Psychotherapie bieten hierfür eine gute Unterstützung, sich auf einen anderen Weg zu machen – denn der Weg ist bekanntlich das Ziel.